Wiederholungskurs der Ski- und Snowboardlehrer vom

10. + 11. Dezember 2005 in Davos

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Guten Morgen, es ist halb sechs Uhr. Auf uns wartet das alljährliche Gipfeltreffen der Schneesportlehrer des SCIA. Auch das Auto wartet und um zwanzig nach Sechs starten wir. Eine Stunde später sind wir bereits im schönen Prättigau und erleben das erste Highlight dieses Weekends. Wir fahren über die gestern eröffnete und preisgekrönte Sunnibergbrücke. ETH-Professor Christian Menn entwarf ein wahres Designerstück! Auch am italienischen Projekt der Verbindungs-Brücke zwischen Kalabrien und Sizilien mit 3000 Meter Spannweite ist Prof. Menn interessiert.

Inzwischen verlassen wir den schönen, brandneuen, 4,2 km langen Gotschnatunnel und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Ist dies das Wintermärchen, welches Sara in der „Parola del presidente“ beschrieben hat? Die fantastische Winterlandschaft scheint wie von göttlicher Hand gemahlt. Doch was ist das??? Eiskristalle an den Innenscheiben des Autos? Ab welchen Minusgraden bilden sich diese?? Was soll’s, es ist schliesslich Winter, doch spätestens beim Anziehen der kalten Skischuhe erwachen wir aus unseren schönsten Träumen. Aber bereits lächelt die Sonne das Jakobshorn hoch über unseren Köpfen an.

 

Vor dem Clubhaus der Davoser Schneesportschule warten wir bei -17°C auf die „letzten Moikaner“. Ein echter Härtetest für uns Flachländer und für unsere neuen Lehrerjacken. Sämi (Ski) und Thomas (Snowboard) heissen unsere Instruktoren. Nach kurzer Lagebesprechung entscheiden wir uns, mit dem Sessellift dem eisigen Davos zu entfliehen. Auf dem Sesseli blinzelt uns bereits die Sonne ins Gesicht und wärmt wenigstens unsere Herzen. Was kann man von der Dezember-Sonne auch mehr erwarten… Vor uns öffnet sich eine traumhafte, weisse Winterarena und oben angekommen lässt uns Skiinstruktor Sämi gleich mal losflitzen. Uiii sind wir steif, wie Holzklötze, wie das erste Mal auf den Skiern! Ja auch Sämi hat dies bemerkt und gibt uns auch gleich erste technische Anweisungen. Fremdwörter wie passives – aktives Steuern, etc. werden wir an diesen zwei Tagen noch oft zu hören bekommen.

 

 

Wir Snöberlis, wie uns unsere Skilehrerkollegen liebevoll nennen, werden hingegen von Thomas ins kalte Wasser geworfen. Er sagt, na jetzt zeigt mal was ihr könnt, fährt los und legt gleich zwei drei Drehungen hintereinander auf die Piste. Wir staunen nicht schlecht! Er fragt, wie wir uns jetzt fühlen. Jetzt knistert die kalte Luft und unsere wütenden Blicke richten sich auf ihn. Was für ein Idiot, denken wir. Doch genau dies wollte Thomas mit seiner Darbietung erreichen. Er wollte uns zeigen, wie wir eine Snowboard-Lernstunde definitiv nicht beginnen dürfen. Aha, alles klar. Wir sprechen jetzt über die verschiedenen Gefühlsstimmungen, welche in einem Anfänger vor sich gehen und vertiefen emotionale Dinge, wie man zum Beispiel Kinder motivieren kann.

Nach einer kurzen Mittagspause in der Mittelstation Jschalp geht’s für uns Skilehrer mit der Gondelbahn ganz hinauf aufs 2590 Meter hohe Jakobshorn. Wow was für ein Panorama! Sämi will uns geografisch testen und zeigt uns das Matterhorn. Denkste, hat nicht geklappt, Giovanni scho lang i de Schwiiz. Wir sind hier im Bündnerland und da gibt’s kein Matterhorn, doch die Ähnlichkeit ist schon verblüffend. Uns Snowboarder interessiert die Bergkulisse um uns herum nicht wirklich und so sind wir bereits wieder unterwegs und befassen uns mit einigen Tricks, welche wir den Kindern beibringen könnten.

 

 

Auch wir Skikracks sind wieder gestartet. Aber was passiert jetzt??? Unser Skistar Thomas Koch stürzt so unglücklich, dass er die Fortsetzung des Trainingsweekends vergessen kann und, wie sich später herausstellt, den Meniskus und das Kreuzband am Knie operieren muss. Wir werden die kommende Saison auf Thomas verzichten müssen. Sehr schade! Trotz dieses unschönen Zwischenfalls, der Rest unseres Teams kennt nichts und stürzt sich hinein in ein grenzenloses Carven und Kurzschwingen bis sich die Sonne hinter den Horizont senkt.

 

Wer kennt nicht die legendäre Pressekonferenz aus dem Jahr 1998 von Fussballtrainer Giovanni Trappatoni (siehe "Links"). Er würde jetzt sagen, wir sind müde „wie eine Flasche leer“. Doch das Après-Ski in der Bolgen-Plaza heizt uns wieder ein und wir tanzen, wie wenn wir keine Ski- und Snowboardschuhe anhätten.

 

Somit haben wir keine Zeit mehr zu duschen und begeben uns direkt ins Restaurant Ochsen, wo uns Weinkenner Roberto (ja unser Robi) einen edlen Rotwein aus dem Veneto empfiehlt. Was für ein Genuss und dazu ein ungesundes aber urchig feines Cordonbleu mit Pommes. Das gibt Boden für den folgenden Ausgang, denken wir. Doch wir fallen fast vom Stüehli, der erste Bergtag der Saison hat uns geschafft. Aber bitte jetzt nicht schlappmachen! Wir gehen duschen und dann direkt in die berühmte Ex-Bar und später ins heimelige „Rotliechtli“ (Tip unseres CT Thomas Rämi). Was für eine Party! Ein prikelnder Abend nach einem wunderschönen Skitag. Im Suvretta-Guest-House sagen wir Skilehrer uns kurz nach Mitternacht gute Nacht. Für uns Snowboarder gilt dies selbstverständlich nicht! Keine Bar in Davos lassen wir aus. Es wird kräftig gefeiert, der Rest bleibt top secret.

 

 

 
 

Ab 8 Uhr ist Frühstück in der etwas dunklen und schmudelig wirkenden Bolgenschanze angesagt. Vermutlich muss es hier so schummerig sein, denn das Davoser Nachtleben kann müde (Snowboarder)-Gesichter hinterlassen. Bei etwas wärmerer Temperatur als gestern (nur noch -15°C) und einer Kleiderschicht mehr auf unseren durchtrainierten Körpern begrüsst uns heute ein anderer Ski-Instruktor. Dieser erscheint uns aber mindestens so erfahren wie gestern der Sämi.

 

Wir Snowboardlehrer haben natürlich etwas Verspätung und daher auch keine Zeit, richtig zu frühstücken. Auf dem Weg Richtung Sesseli fallen uns fast die Augen zu. Nichts wie rauf ins Snowboard-Paradies und dann schnurstracks ins Berghaus, wo Kaffee und Kuchen auf uns warten.

 

He Snöberlis, nicht schlapp machen! Wir Skifahrer lernen heute weitere Fremdwörter wie orientieren-drehen, beugen-strecken, kippen-knicken, etc. und perfektionieren vor allem das Parallelschwingen.

 
 

Die berüchtigte Jatzhütte lassen wir an diesem Wochenende links liegen und geniessen heute unser Mittagessen im bekannten Bergrestaurant „Güggel“. Prädikat: Bestnote und daher sehr empfehlenswert! Nach individuellen und aufschlussreichen Videoanalysen über unsere Skilehrer-Kollegen geht’s auch für uns Snowboard-Lehrer wieder los. Wir sind noch immer nicht richtig fit und begnügen uns mit Grundübungen und mit kleinen Freestyle-Tricks.

Oho … dagegen sind wir Skilehrer jetzt in Hochform. Zwischen den vom Instruktor eindrücklich vorgetragenen Lektionen dürfen wir wieder drauflos fahren, was die Bindung hält. Carving-technisch die besten Noten erhält am Nachmittag Bruno, dem als einziger den Threesixty (360°-Kurve) gelingt.… aber hallo???

 
 

 

Wo ist denn unser Skiinstruktor? Der macht ja gar keine Pause, so wie wir uns das gewohnt sind, sondern fährt uns allen um die Ohren. Unsere Beinmuskeln beginnen zu brennen und manch einer denkt sich frei nach Trappatoni: „Was erlauben Strunz?!!“ (seine richtiger Name ist Michi) Nach einem kurzen Abstecher hinter die markierte Piste und einem Sturz, mit verstauchtem Finger als Folge, kennen wir auch die letzte FIS-Regel. 

 

 
 

 

Das Lernziel ist erreicht. Es war ein super Wochenende mit sehr sympatischen und kompetenten Instruktoren und einem schönen und lässigen Verhältnis unter uns Schneesportlehrerinnen und -Lehrern. Unsere Kids würden jetzt sagen: „es isch voll gängster gsi!“ Thomas Koch wünschen wir von Herzen gute Besserung.

Apropos Fussball: Anfang Sommer startet in Deutschland die WM 06. Und wer kennt nicht die etwas bescheuerte Werbung auf dem Zürichsee-Schiff: „Ich bin auch ein Tram“. In diesem Sinne: Wir Schneesportler sind auch Fussballer. Na also, wir sehen uns, im Final Schweiz gegen Italien ;-)

 

Liebe Ski- und Snowboardschülerinnen und -Schüler, wir sind nicht so schlimm, wie sich das in dieser Geschichte angehört hat. Aber wir sind voll parat und freuen uns auf Euch!

 

Ciao a presto, Euer Instruktoren-Team

 

 
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